Anorexia Nervosa – „Magersucht“
„Er wog nur noch ein halbes Lot – und war am fünften Tage tot“ schrieb 1845 der Arzt Heinrich Hoffmann im Buch „Struwwelpeter“ über den Suppenkasper.
Beschrieben wird dabei die Magersucht, die sogenannte „Anorexia Nervosa“. Bei dieser Störung sind die Betroffenen bemüht, absichtlich Gewicht zu verlieren. Das Körpergewicht liegt mindestens 15% unter dem normalen Wert. Der Gewichtsverlust wird erreicht durch das Vermeiden hochkalorischer Speisen, selbst induziertes (meint: herbeigeführtes) Erbrechen, selbst induziertes Abführen, übertriebene körperliche Aktivitäten und / oder den Gebrauch von Appetitzüglern oder Diuretika (entwässernde Medikamente).
Die Betroffenen (überwiegend weiblich) zeigen eine extreme Angst, dick zu werden und haben Körperschemastörungen, nehmen also ihren Körper als dicker oder unförmiger wahr, als er tatsächlich ist.
Die Folgen sind schwerwiegend und ernst: Neben einer Verzögerung von pubertären Entwicklungsschritten tritt auch ein Wachstumsstopp ein. Bei Mädchen: verminderte Brustentwicklung und ausbleibende oder gestörte Monatsblutung, bei Jungen: kindliche Genitalien, Potenzverlust.
Der Körper wird lange Zeit unzureichend mit Energie versorgt, was dazu führt, dass Körpertemperatur und Blutdruck abfallen und auch das Herz langsamer schlägt. An Armen, Rücken und im Gesicht kann sich ein flaumartiger Haarwuchs, die sogenannte Lanugobehaarung, bilden. Durch das fehlende Unterhautfettgewebe, sind Adern und Venen sichtbar und die Haut schimmert bläulich. Die Haut wird häufig trocken und schuppig, Nägel und Haare werden dünn und brechen ab. Muskeln werden abgebaut, Knochen werden brüchig, es kommt vermehrt zu Karies oder Zahnausfall. Der Elektrolytemangel kann zu Herzrhythmusstörungen und Nierenschäden führen. Infektionen nehmen zu.
Auch im Gehirn können sich die Folgen der Unterernährung zeigen: Das Hirngewebe nimmt ab, wodurch es zu Leistungseinbußen kommt.
Eine Magersucht kann tödlich enden.
Die Behandlung einer Magersucht ist möglich. Ein erster Schritt kann darin bestehen, sich Hilfe zu suchen. Sie können Ihren Arzt oder einen Psychotherapeuten kontaktieren oder eine Vertrauensperson einweihen, die sie bei den ersten Schritten begleitet.
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